29 September 2005

 

Lilja 4-ever - SWE 2002

OFDB-Link
Genre: Drama
Laufzeit: ca. 109 Min.
Alterseinstufung: FSK 12

Inhalt & Kritik:
Nach dem sehr guten Raus aus Åmål beschäftigt sich Regisseur Lukas Moodysson wieder mit Jugendlichen. Herausgekommen ist einer der deprimierendsten Filme, die ich je gesehen habe. Die 16-jährige Lilja wird von ihrer Mutter alleine in einer trostlosen Plattenbausiedlung zurückgelassen, die sich mit einer flüchtigen Bekanntschaft nach Amerika aufmacht. Bereits da fragt man sich als Zuschauer, wer sowas übers Herz bringt. Doch wie Lilja einige Zeit später selber feststellt ist das Leben in der Ex-Sowjetunion so trost- und hoffnungslos, dass einem eigentlich nur die Flucht bleibt. Ihre Tante, die sich um sie kümmern soll, bugsiert sie aus der guten Wohnung in ein absolutes Drecksloch. Schnell geht ihr das Geld aus und von der Mutter kommt kein Brief. Ihr einziger Freund ist Volodja, der selbst ein Strassenkind ohne Perspektive ist.
Selten hat man so mit einem Filmcharakter mitfühlen können wie mit Lilja, doch die Figur der Lilja wirkt absolut lebensecht und verhält sich auch so. Zunächst versucht sie zu verdrängen, dass sie alleine dasteht - schnüffelt Klebstoff und geht nicht mehr zur Schule. Dann nimmt eine Freundin sie mit in die Disco, um anzuschaffen. Als sie Andrei kennenlernt scheint er ihr helfen zu wollen und sie begibt sich in seine Obhut. Der Zuschauer ahnt bereits Böses, doch Lilja ist es nach all den Enttäuschungen nicht zu verdenken, dass sie sich nach Geborgenheit sehnt. Nichts als Hass und Ablehnung herrscht in ihrer Plattenbausiedlung. Sie wird angespuckt und vergewaltigt, und keinen kümmert es.
Da ergreift sie die Chance und will Andrei nach Schweden begleiten, wo er Arbeit für sie hat. Doch sie muss alleine fliegen und wird von seinem Chef, einem Zuhälter, in Empfang genommen. Er nimmt ihr den Pass ab und sperrt sie in eine kleine Wohnung, die sie nur verlassen darf, um ihre Freier zu befriedigen. Widerstand wird mit Gewalt niedergeschlagen.
Ähnlich wie z.B. bei Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo wird uns der Abstieg eines netten, hübschen Mädchens gezeigt, doch diesmal noch tragischer, weil sie sich ihr Schicksal keineswegs ausgesucht hat. Der Film zeigt das Geschehen mit einer solchen Nüchternheit und Hoffnungslosigkeit für die Hauptfigur, dass man danach ziemlich deprimiert ist. Aber man wird auch zum Nachdenken angeregt, wer solche Leute sind, die Kinder in die Prostitution zwingen.
Lilja's Blick aus dem Fenster in Schweden (siehe Screenshot) unterscheidet sich dabei kaum von ihrer alten Heimat. Die Plattenbauten sind moderner, aber nach wie vor ist sie alleine. Die Abgründe der westlichen Gesellschaft sind hinter einer schönen Konsumfassade versteckt, doch ist Lilja hier rechtlos.
Untermalt wird der Film von verschiedenster Musik, die sehr gut zum gezeigten passt. Der belanglose Dance-Pop kann nicht wirklich über die Trostlosigkeit hinwegtäuschen. Und dann "Mein Herz brennt" von Rammstein, was absolut passend ist.
Ein starker Film, mit einer hervorragenden Hauptdarstellerin namens Oksana Akinshina, der einem so schnell nicht aus dem Gedächtnis geht.

Screenshots: Lilja (Oksana Akinshina) und Volodja vor ihrem Plattenbau


angeschaut am: 29.9.2005
Normale Wertung: 8 von 10 Punkten



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