07 September 2005

 

Ondskan - SWE 2003

Genre: Drama
Laufzeit: ca. 109 Min.
in Deutschland erschienen als: "Evil"

Inhalt:
Im Schweden der frühen 50er lässt der sechzehnjährige Erik (Andreas Wilson) den Frust über seinen prügelnden Stiefvater an schwächeren Mitschülern aus. Das bringt ihm bald einigen Ärger mit den Behörden ins Haus. Die Einweisung in das renommierte Knabeninternat schafft zunächst Besserung, da Erik nicht mehr mit dem Stiefvater konfrontiert ist. Nun aber sieht er sich einer kaum minder willkürlichen Hierarchie älterer Schüler ausgesetzt, was prompt zu neuen, handfesten Konflikten führt.

Kritik:
Die Verfilmung der Autobiographie von Jan Guillou kommt daher wie ein Faustschlag. Sehr nüchtern präsentiert der Film was Menschen einander antun, und wie das von der Autorität geduldet, ja sogar erwünscht wird. Denn an dem Internat, wo Erik ein neues Leben abseits der Gewalt anfangen will, herrscht eine strikte Hackordnung. Unter dem Deckmantel der Kameradschaft dürfen die älteren Schüler die jüngeren quälen. Wegen immer neuer Schikanen gegen den sturen Erik, der sich nicht unterordnen will, wird das Leben im Internat für ihn zu einer Tortur. Doch von seinem Stiefvater ist er tägliche Prügel gewohnt, deshalb scheint er die Schikanen mit Leichtigkeit wegzustecken. Doch der Schein trügt und seine einzigen Freunde, ein Intellektueller und eine finnische Kellnerin, bekommen an seiner Stelle zu spüren, dass man sich besser nicht gegen das System auflehnt.
Eine Oscar Nominierung und der Preis für den Europäischen Shooting Star an Hauptdarsteller Andreas Wilson sind mehr als verdient. Selten hat einen ein Internatsfilm so gepackt und mitleiden lassen, und gleichzeitig zum Nachdenken angeregt. Wäre es keine Biographie, dann hätte ich das ganze kaum glauben können, aber so "zivilisiert" ging es noch vor 50 Jahren zu, ja wahrscheinlich findet man ein solches Verständnis von Disziplin und Kameradschaft auch heute mancherorts noch vor. Man ist als Zuschauer wirklich schockiert über das, was dort mit Duldung der Schulleitung abläuft
Toll dargestellt ist der Reifungsprozess bei Erik, der anfangs selber noch ein Schläger ist, um dann zu erkennen, dass Gewalt keine Lösung ist.
Ich kann nur empfehlen sich die hervorragende Leistungen der jungen Darsteller anzusehen und mitzuleiden.
Als Vergleich fällt mir noch das deutsche Internats-Drama Napola ein, wo es interessanterweise unter den Nazis auch nicht recht viel schlimmer zuging als in diesem Film an einem schwedischen Internat der 50er. Lustigerweise ist sogar eine Unterrichtseinheit über rassische Unterschiede ziemlich identisch in den Filmen.
Ein hervorragender Schluss rundet diesen realistischen Film gelungen ab.

Screenshots: Erik (Andreas Wilson) versucht der Gewalt abzuschwören


Linda Zilliacus als hübsche finnische Kellnerin Marja spendet ihm Trost


angeschaut am: 6.9.2005
Normale Wertung: 8 von 10 Punkten



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