20 Februar 2006

 

Jarhead - USA 2005

OFDB-Link
Genre(s): Drama / Komödie / Krieg / Action
Laufzeit: ca. 122 Min.
Alterseinstufung: FSK 12
Bemerkung: englische Originalfassung

Inhalt:
1989 meldet sich Anthony 'Swoff' Swofford (Jake Gyllenhaal) wie zuvor schon sein Vater und Großvater zu den Marines. Mit seinen Kumpels Alan (Peter Sarsgaard) und Chris (Lucas Black) kämpft er sich durch die Grundausbildung und landet schließlich in der Einheit von Sergeant Sykes (Jamie Foxx) im Rahmen der Operation Desert Shield in Kuweit, wo es nach der Vertreibung irakischer Invasoren brennende Ölfelder zu bewachen gibt. Und wenig anderes.

Kritik:
Mit Jarhead meldet sich der American Beauty Regisseur Sam Mendes zurück. Die Verfilmung des Buches von Anthony Swofford beschäftigt sich mit einer wenig gezeigten Sicht des 2. Golfkriegs, nämlich der Sichtweise der Bodentruppen.
Zunächst startet der Film mal mit einer Hommage an Full Metal Jacket. Swoff wird ein wenig bei der Grundausbildung geschliffen, bevor man ihn weitergibt an ein Programm zur Ausbildung von Scharfschützen.
Nach erfolgreicher Absolvierung der knallharten Ausbildung ist er zusammen mit seinen Kameraden eine scharfe Kampfmaschine. Die Jungs schauen sich im Film die berühmte Wagner-Szene aus Apocalypse Now im Kasernenkino an und ihnen geht dabei fast einer ab. Da kommt ihnen der irakische Einmarsch in Kuwait gerade recht. Voller Tatendrang machen sie sich auf, um Saudi-Arabien zu beschützen, aber insgeheim rechnen sie mit ihrem baldigen Einsatz.
Doch es kommt natürlich ganz anders. Man verbringt ein halbes Jahr in dem Wüstencamp und schaukelt sich gegenseitig hoch. Toll wird die Langeweile und der Stress vermittelt, dem die Soldaten ausgesetzt sind. So gibt es z.B. eine Pinwand im Camp, an die Fotos der fremdgegangenen Partnerinnen mit ein paar deftigen Sprüchen gehängt werden. Auch Swoff macht sich zunehmend Sorgen um seine Freundin, die er nur schwer verdrängen kann.
Das Thema Lagerkoller wird hier hervorragend umgesetzt, auch anhand immergleicher Patrouillen oder stupider Drills. Erinnerungen an Platoon weckt Swoffs Strafeinsatz bei der Latrinenreinigung.
Endlich geht dann der ersehnte Krieg los und die Langeweile ist beendet. Zumindest denken das die Marines-Scharfschützen, doch wie wir aus der Geschichte wissen hat sich das Ganze sehr schnell entwickelt und so kommen sie praktisch immer einen Schritt zu spät.
Sie sehen einen ausgebombten Konvoi und brennende Ölfelder, doch keine Feinde. Hier läuft der Film dann auch zur Höchstform auf. Was Sam Mendes hier visualisiert ist einfach nur der Hammer - Höhepunkt als Swoff inmitten der Dunkelheit durch den Rauch der brennenden Ölquellen plötzlich ein öliges Pferd begegnet und wieder verschwindet. Völlig surreal und eindrucksvoll in Szene gesetzt.
Was mir sehr gut an dem Film gefiel, dass er die kämpfende Truppe nicht schlecht macht. Natürlich trieft ihnen aus jeder Pore die Lust am Krieg, dies ist jedoch nach der Ausbildung ziemlich verständlich und nachvollziehbar. Letzendlich ist das auch nur Ausdruck davon, dass Versager wie Swoff (Studium geschmissen) doch noch etwas aussergewöhnliches leisten wollen und können. Auch wenn die Leistung im Erschiessen eines Menschen aus hunderten Metern Entfernung besteht.
Der Film spart sich auch eine penetrante politische Message. Ist auch gar nicht nötig, da dieser Golfkrieg mittlerweile schon oft genug analysiert wurde und man sich anhand des gezeigten auch leicht seine eigene Meinung bilden kann, bzw. diese wohl schon vor Jahren gebildet hat. Letztendlich sind die Soldaten ja auch nur Handlanger der Politik.
Sehr gut fand ich auf jeden Fall die Hauptfiguren und ihre Darsteller. Toll gespielt, wie sich deren Gemütslage drastisch verändert. Jake Gyllenhaal dürfte damit wohl zu den Top-Darstellern der nächsten Jahre aufgestiegen sein.
Sam Mendes hat hier auf alle Fälle aus einem schwierigen Stoff (Kriegsfilm ohne viele Kampfhandlungen) sehr viel herausgeholt und einen zugleich unterhaltsamen und anspruchsvollen Film geschaffen.
Das letzte Quentchen fehlte mir noch, deshalb eine Wertung zwischen 8 und 9 Punkten. Hier entscheidet bei mir, ob das Vergnügen auch beim wiederholten Ansehen so gross bleibt.

Screenshots: Der Alltag in der Wüste ist geprägt von harten Drills...


...und zermürbender Langeweile, ...


...bis die Jungs endlich in den Krieg dürfen.


angeschaut am: 21.01.2006
Normale Wertung: 8,5 von 10 Punkten



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