30 Juli 2006

 

A Dirty Shame - USA 2004

OFDB-Link
Genre(s): Komödie
Laufzeit: ca. 85 Min.
Alterseinstufung: FSK 16

Inhalt:
Sylvia Stickles (Tracey Ullman) ist eine Frau mittleren Alters, die alles andere als an den körperlichen Bedürfnissen ihres Mannes Vaughn (Chris Isaak) interessiert ist. Sie ist mit wichtigeren Dingen beschäftigt, ganz zum Verdruss ihres durchaus noch gutaussehenden Mannes. Außerdem muss sie immer ein Auge auf ihre Tochter Caprice (Selma Blair) werfen, denn diese ist exhibitionistisch veranlagt und stellt sich auch gern einmal als Gogo-Tänzerin zur Schau. Doch all dies ändert sich schlagartig, als Sylvia bei einem Unfall der Abschleppwagenfahrer Ray-Ray Perkins (Johnny Knoxville) zur Hilfe eilt, der auf wundersame Weise ihre Lust wieder erweckt...

Kritik:
Trash-Altmeister John Waters beschäftigt sich hier offensichtlich mit der Heuchelei der Amerikaner in Sachen Sex und Moral. So gibt es im Film eigentlich nur Extreme - entweder die Neutren, die Sex verabscheuen oder die Sexsüchtigen, die äusserst aggressiv dafür eintreten.
Die Message, die uns nähergebracht werden soll, scheint meiner Ansicht nach zu sein: Sex tut keinem weh, also regt euch nicht so drüber auf.

Hier liegt dann auch ein Hauptproblem meines Erachtens. Denn als Nicht-Amerikaner, bzw. Europäer hat man sowieso eine viel liberalere Einstellung (ich für meinen Teil zumindest) zu Sex. Deswegen verfehlt der Film in unseren Breitengraden eine schockierende Wirkung. Da aber gleichzeitig auf eine richtige Handlung verzichtet wird, breitet sich unheimlich schnell Langeweile aus.
Ständig wiederholt sich das völlig übertriebene Verhalten der Sexsüchtigen, anhand derer man uns verschiedene "Perversionen" näher bringt, die einen aufgeklärten Menschen allerdings nicht wirklich vom Hocker reissen. Erotisch wirkt das Ganze übrigens nie, da alle Beteiligten ziemlich hässlich sind und wenig Lust auf Sex machen. Auch nackte Tatsachen bleiben aufs absolute Minimum beschränkt, da geht in den meisten deutschen Fernsehkrimis mehr ab.
Wie austauschbar die Seiten sind, soll uns wohl die Tatsache klarmachen, dass alle nach Gehirnerschütterungen Gefahr laufen die Lager zu wechseln.

Als Komödie ist der Film ein Schlag ins Wasser, denn Lachen konnte ich nie. Wenn man vereinzelte Texteinblendungen wie "S-T-Ä-N-D-E-R", Bäume und Steine, die primäre, humane Geschlechtsmerkmale haben - nach dem Motto "finde die nicht-versteckte Muschi" - oder grottig-animierte Eichhörnchen beim Poppen witzig findet, dann gibts vielleicht was zu lachen. Ich fands auf alle Fälle nur langweilig. Hinzu kommen entsprechend bescheuerte Dialoge, die so dermaßen gezwungen zwischen klinischer und vulgärer Sprache hin- und herschwanken, dass man sich ernsthaft fragt, was da eigentlich los ist.
Immerhin weiss ich jetzt, dass "römisch Duschen" umgangssprachlich das gegenseitige Ankotzen als Vorspiel bezeichnet (in der Fachsprache bekannt als Emetophilie).

Witzig ist im Prinzip nur Selma Blair, die im echten Leben die Körbchengröße A hat (siehe Storytelling von 2001) und hier mittels angebautem Atom-Busen (Lolo Ferrari wäre neidisch) als "Ursula Euter" rumläuft um sich bei jeder Gelegenheit auszuziehen. Die anderen Schauspieler betreiben denn auch dem Skript entsprechendes Over-Acting, was nicht weiter erwähnenswert ist.
Einziger echter Pluspunkt ist der Soundtrack, den ich wirklich sehr gut fand. Altmodischer Rock'n'Roll - allerdings mit extrem zweideutigen, schlüpfrigen Texten. Dafür gibts von mir einen Extrapunkt.

Erwähnenswert ansonsten nur noch, dass sich die Amis tatsächlich noch über solch unerotische Filme aufregen können und dem Werk ein R-Rating (= unter 17 nur mit Erziehungsberechtigtem) verweigert haben. Statt dessen gab es ein NC-17 (= niemand unter 17 darfs gucken). Was sich für unsereins ziemlich ähnlich ausnimmt bedeutet in den USA bei NC-17 einen (zu 99%) vorprogrammierten Flop an den Kinokassen. Viele Kinos spielen solche Filme gar nicht.

Fazit: Ein sehr Amerika-bezogener Film, der sicher das Publikum polarisiert. Ich fand ihn einfach nur unheimlich langweilig. 1 Punkt + 1 Bonuspunkt für den coolen Soundtrack.
Als Partyfilm übrigens auch nicht geeignet, was vor allem an dem ständig wechselnden Sprachgebrauch zwischen klinischen und vulgären Ausdrücken liegt.

Screenshots: Eine der erwähnten, wenig subtilen Einblendungen.


Ray-Ray Perkins (Johnny Knoxville) gibt einem Eichhörnchen Mund-zu-Mund-Beatmung und verwandelt es damit in ein sexsüchtiges Eichhörnchen.


Nachdem Mutter Sylvia (Tracey Ullman) von konservativ zu sexsüchtig gewechselt hat...


...wird ihre Tochter Caprice (Selma Blair) nicht länger eingesperrt, sondern kann wieder ihrer Leidenschaft, dem Exhibitionismus, als bezahlte Stripperin frönen.


Wenig später wechselt allerdings auch sie wieder die Seiten und wird sexfeindlich.


angeschaut am: 20.07.2006
Normale Wertung: 2 von 10 Punkten
Promille-Wertung: 3 von 10 Punkten



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