04 Dezember 2006
Borat: Cultural Learnings of America - USA 2006
OFDB-Link
Genre(s): Komödie
Laufzeit: ca. 82 Min.
Alterseinstufung: FSK 12
Bemerkung: englischsprachige Originalfassung
Inhalt:
Der kasachische TV-Journalist Borat (Sacha Baron Cohen) soll im Auftrag von Volk und Vaterland nach Amerika reisen, um die Heimat mit detaillierten Erkenntnissen über die westliche Kultur zu befruchten. Voller Stolz brechen Borat und sein Produzent und Freund Azamat Bagatov (Ken Davitian) auf ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, um sich sogleich an grenzenlos unfreundlichen New Yorkern die Zähne auszubeißen. Weiter geht die Expedition quer durchs Land von Ost nach West, um erstens den Amerikanern ihre Geheimnisse zu entlocken und zweitens Traumfrau C.J. (Pamela Anderson), die Borat in einer Baywatch-Episode gesehen und sich sofort in sie verliebt hat, zu erobern.
Kritik:
Auf den Borat-Film hatte ich mich, als Fan dieser Figur seit den Zeiten der Ali-G-Show, sehr gefreut und mir auch (entgegen meiner sonstigen Überzeugung) jeden Trailer, Filmschnipsel und Promo-Auftritte dazu angesehen. Was ich sah begeisterte mich wirklich, weshalb mich die positiven Kritiken allerorten wenig überraschten.
Nun habe ich mir den Film selber angesehen und bin ein wenig enttäuscht. Es ist leider die bei Komödien so oft anzutreffende Problematik, dass man viele der Gags im Vorfeld schon bei den o.g. Quellen gesehen hat. Im Film stellt sich somit ein gewisser Wiederholungseffekt ein. Für eine faire Bewertung werde ich versuchen diesen möglichst auszublenden.
Entgegen der vielen Promo-Schnipsel, die größtenteils nur Borats Interaktionen mit den Amerikanern beinhalten, gibt es doch eine nicht unerhebliche Rahmenhandlung, die ich nur mässig unterhaltsam fand. Sicher braucht es ein gewisses Gerüst, um die Reiseerfahrungen unterzubringen, doch fällt das vom komödiantischen Niveau doch ab. Vor allem die Geschichte um Pamela Anderson gab mir wenig. Auch wenn Borat angeblich der Grund für das Scheitern ihrer Ehe mit Kid Rock ist.
Ansonsten fehlte mir zu den bekannten Szenen, bei denen er die Amis mit unverhohlenem Rassismus konfrontiert, ein wenig mehr von dem, was vielerorts so gelobt wird. Nämlich das Rauskitzeln der unterschwellig rassistischen Meinungen der Amis. Im Gegensatz zu den meisten Kritikern finde ich nämlich nicht, dass dies im Film klar rüberkommt. Es ist vielmehr so, dass die meisten Amis geflissentlich über Borats rassistische Anmerkungen hinwegsehen. Wenn z.B. der Autoverkäufer nach den Auswirkungen einer Kollision des Hummers mit einer Gruppe Zigeunern gefragt wird, und lediglich eine kleine Beschädigung der Scheibe vermutet, dann ist das m.E. nicht von seiner Seite rassistisch. Er will Borat lediglich ein Auto verkaufen und sieht über dessen krude Fragestellung hinweg.
Genauso der Waffenhändler, den er nach der besten Waffe gegen einbrechende Juden fragt. Ist doch unerheblich wer in Amerika einbricht - Hauptsache die 9mm hält die Kerle auf...
Unverständlich, warum man z.B. Borats Auftritt beim einem Open-Mic-Country-Abend nicht in den Film gepackt hat, wo der halbe Saal seinen Song gegen Juden mitsingt. Das ist klar antisemitisch von den Beteiligten. Aber in der Richtung wurden ja einige Schnipsel entfernt.
Extreme Highlights gibts aber immer noch, wie seine Ansprache beim Rodeo, wo die Menge ihm begeistert zujubelt, bis er fordert jedes Lebewesen im Irak, bis auf die letzte Eidechse, zu töten und dass George W. Bush das Blut der Iraker trinken soll.
Auch den bei den meisten deutschen Kritikern kritisierten Teil, als Borat und Produzent bei einem alten jüdischen Pärchen übernachten und um ihr Leben fürchten fand ich sehr lustig. Ein Heuler wenn er Juden als Formwandler bezeichnet und Kakerlaken in seinem Zimmer für das Ehepaar hält. Zur Abwehr bewirft er sie mit Geld.
Wenn man weiss, dass Sacha Baron Cohen als Borat selber Jude ist, dann ist das große Komödie.
Zusammenfassend stelle ich fest, dass Borat zu Unrecht so gehypt wurde. Besonders die Kritiker der Feuilletons scheinen sich an vielen wenig feinsinnigen Ekelwitzen nicht zu stören. Ich finde es nicht unbedingt lustig, wenn er und sein Produzent einfach nur nackt durchs Hotel rennen und in eine Konferenz platzen. Aber ich finde auch Flitzer beim Sport wenig erheiternd.
Der Feuilleton konzentriert sich scheinbar auf eine vermeintlich tiefere Botschaft, die den Amerikanern Rassismus unterstellt. Nicht dass ich den in der Realität von der Hand weisen will, aber die Art, wie es gezeigt wird, konnte mich nicht überzeugen. Den könnte man auf die Art genauso auch bei uns oder anderen europäischen Ländern finden.
Zudem gibt es etliche Filme, die sich gekonnter mit der "Erbärmlichkeit" grosser Teile des "glorreichen" Amerikas auseinandersetzen. (zB der demnächst hier zu findende Napoleon Dynamite)
Nur scheint Cohen/Borat zur rechten Zeit, nämlich als Amerikas Ruf auf dem Tiefpunkt und mit George W. Bush ein zutiefst verachteter Präsident an der Macht ist, mit diesem Film herausgekommen zu sein.
Um es klarzustellen: Borat hat mich amüsiert, deswegen gibts 6,5 Punkte. Als Partyfilm sogar 8 Punkte. Aber dem Hype um den Film kann er nicht gerecht werden. Die Kinokarte würde ich mir für knapp 80 Minuten an eurer Stelle sparen und lieber die DVD (mit hoffentlich mehr Borat-Material) leihen oder kaufen.
Screenshots: "We support your War of Terror !!!"
In New York genehmigt sich Borat erstmal einen Schluck amerikanisches Wasser.
Auch die Wäsche kann man im Central Park erledigen.
Borat lernt Autofahren.
angeschaut am: 25.11.2006
Normale Wertung: 6,5 von 10 Punkten
Promille-Wertung: 8 von 10 Punkten
Genre(s): Komödie
Laufzeit: ca. 82 Min.
Alterseinstufung: FSK 12
Bemerkung: englischsprachige Originalfassung
Inhalt:
Der kasachische TV-Journalist Borat (Sacha Baron Cohen) soll im Auftrag von Volk und Vaterland nach Amerika reisen, um die Heimat mit detaillierten Erkenntnissen über die westliche Kultur zu befruchten. Voller Stolz brechen Borat und sein Produzent und Freund Azamat Bagatov (Ken Davitian) auf ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, um sich sogleich an grenzenlos unfreundlichen New Yorkern die Zähne auszubeißen. Weiter geht die Expedition quer durchs Land von Ost nach West, um erstens den Amerikanern ihre Geheimnisse zu entlocken und zweitens Traumfrau C.J. (Pamela Anderson), die Borat in einer Baywatch-Episode gesehen und sich sofort in sie verliebt hat, zu erobern.
Kritik:
Auf den Borat-Film hatte ich mich, als Fan dieser Figur seit den Zeiten der Ali-G-Show, sehr gefreut und mir auch (entgegen meiner sonstigen Überzeugung) jeden Trailer, Filmschnipsel und Promo-Auftritte dazu angesehen. Was ich sah begeisterte mich wirklich, weshalb mich die positiven Kritiken allerorten wenig überraschten.
Nun habe ich mir den Film selber angesehen und bin ein wenig enttäuscht. Es ist leider die bei Komödien so oft anzutreffende Problematik, dass man viele der Gags im Vorfeld schon bei den o.g. Quellen gesehen hat. Im Film stellt sich somit ein gewisser Wiederholungseffekt ein. Für eine faire Bewertung werde ich versuchen diesen möglichst auszublenden.
Entgegen der vielen Promo-Schnipsel, die größtenteils nur Borats Interaktionen mit den Amerikanern beinhalten, gibt es doch eine nicht unerhebliche Rahmenhandlung, die ich nur mässig unterhaltsam fand. Sicher braucht es ein gewisses Gerüst, um die Reiseerfahrungen unterzubringen, doch fällt das vom komödiantischen Niveau doch ab. Vor allem die Geschichte um Pamela Anderson gab mir wenig. Auch wenn Borat angeblich der Grund für das Scheitern ihrer Ehe mit Kid Rock ist.
Ansonsten fehlte mir zu den bekannten Szenen, bei denen er die Amis mit unverhohlenem Rassismus konfrontiert, ein wenig mehr von dem, was vielerorts so gelobt wird. Nämlich das Rauskitzeln der unterschwellig rassistischen Meinungen der Amis. Im Gegensatz zu den meisten Kritikern finde ich nämlich nicht, dass dies im Film klar rüberkommt. Es ist vielmehr so, dass die meisten Amis geflissentlich über Borats rassistische Anmerkungen hinwegsehen. Wenn z.B. der Autoverkäufer nach den Auswirkungen einer Kollision des Hummers mit einer Gruppe Zigeunern gefragt wird, und lediglich eine kleine Beschädigung der Scheibe vermutet, dann ist das m.E. nicht von seiner Seite rassistisch. Er will Borat lediglich ein Auto verkaufen und sieht über dessen krude Fragestellung hinweg.
Genauso der Waffenhändler, den er nach der besten Waffe gegen einbrechende Juden fragt. Ist doch unerheblich wer in Amerika einbricht - Hauptsache die 9mm hält die Kerle auf...
Unverständlich, warum man z.B. Borats Auftritt beim einem Open-Mic-Country-Abend nicht in den Film gepackt hat, wo der halbe Saal seinen Song gegen Juden mitsingt. Das ist klar antisemitisch von den Beteiligten. Aber in der Richtung wurden ja einige Schnipsel entfernt.
Extreme Highlights gibts aber immer noch, wie seine Ansprache beim Rodeo, wo die Menge ihm begeistert zujubelt, bis er fordert jedes Lebewesen im Irak, bis auf die letzte Eidechse, zu töten und dass George W. Bush das Blut der Iraker trinken soll.
Auch den bei den meisten deutschen Kritikern kritisierten Teil, als Borat und Produzent bei einem alten jüdischen Pärchen übernachten und um ihr Leben fürchten fand ich sehr lustig. Ein Heuler wenn er Juden als Formwandler bezeichnet und Kakerlaken in seinem Zimmer für das Ehepaar hält. Zur Abwehr bewirft er sie mit Geld.
Wenn man weiss, dass Sacha Baron Cohen als Borat selber Jude ist, dann ist das große Komödie.
Zusammenfassend stelle ich fest, dass Borat zu Unrecht so gehypt wurde. Besonders die Kritiker der Feuilletons scheinen sich an vielen wenig feinsinnigen Ekelwitzen nicht zu stören. Ich finde es nicht unbedingt lustig, wenn er und sein Produzent einfach nur nackt durchs Hotel rennen und in eine Konferenz platzen. Aber ich finde auch Flitzer beim Sport wenig erheiternd.
Der Feuilleton konzentriert sich scheinbar auf eine vermeintlich tiefere Botschaft, die den Amerikanern Rassismus unterstellt. Nicht dass ich den in der Realität von der Hand weisen will, aber die Art, wie es gezeigt wird, konnte mich nicht überzeugen. Den könnte man auf die Art genauso auch bei uns oder anderen europäischen Ländern finden.
Zudem gibt es etliche Filme, die sich gekonnter mit der "Erbärmlichkeit" grosser Teile des "glorreichen" Amerikas auseinandersetzen. (zB der demnächst hier zu findende Napoleon Dynamite)
Nur scheint Cohen/Borat zur rechten Zeit, nämlich als Amerikas Ruf auf dem Tiefpunkt und mit George W. Bush ein zutiefst verachteter Präsident an der Macht ist, mit diesem Film herausgekommen zu sein.
Um es klarzustellen: Borat hat mich amüsiert, deswegen gibts 6,5 Punkte. Als Partyfilm sogar 8 Punkte. Aber dem Hype um den Film kann er nicht gerecht werden. Die Kinokarte würde ich mir für knapp 80 Minuten an eurer Stelle sparen und lieber die DVD (mit hoffentlich mehr Borat-Material) leihen oder kaufen.
Screenshots: "We support your War of Terror !!!"
In New York genehmigt sich Borat erstmal einen Schluck amerikanisches Wasser.
Auch die Wäsche kann man im Central Park erledigen.
Borat lernt Autofahren.
angeschaut am: 25.11.2006
Normale Wertung: 6,5 von 10 Punkten
Promille-Wertung: 8 von 10 Punkten