16 Januar 2006

 

Mann unter Feuer - USA 2004

OFDB-Link
Genre(s): Thriller
Laufzeit: ca. 146 Min.
Alterseinstufung: FSK 16

Inhalt:
Aus der Bahn geraten und vom Alkohol gezeichnet, wittert der ehemalige CIA-Agent John Creasy (Denzel Washington) seine letzte Chance zur Rehabilitation, als ihm sein väterlicher Freund Rayburn (Christopher Walken) anbietet, den Leibwächterdienst für die zehnjährige Tochter eines mexikanischen Industriellen (Marc Anthony) zu übernehmen. Als die Kleine praktisch vor seiner Nase gekidnappt wird und die korrupte Polizei offenbar teilweise mit den Tätern unter einer Decke steckt, sieht Creasy rot.

Kritik:
Tolle Besetzung, gutes Budget und mit Tony Scott ein bekannter Regisseur (Top Gun, True Romance) garantieren leider noch keinen guten Film.
Diesen fand ich ziemlich katastrophal.

Fangen wir mal mit dem Ärgsten an, nämlich der Optik. Tony Scott zwingt uns hier eine Videoclip-ähnliche Hektik auf - was er damit erreichen will, ausser "modern" zu wirken, ist mir schleierhaft. Dann wird ungefähr die Hälfte des Films Spanisch mit Untertiteln geredet, was generell kein Problem ist, wenn es a) dramaturgisch was bringen würde und b) diese Untertitel nicht als Stilmittel benutzt würden. Die kommen mal winzig klein daher, dann schreien die Akteure und die UT werden riesig, dann verschwinden sie mal langsam, mal schnell im Hintergrund - das Lächerlichste ist, wenn Szenen in Deutsch mit spanischem Akzent auch untertitelt werden, die man problemlos versteht. Das nervt ziemlich schnell und quält den Zuschauer über die ganze Laufzeit.

Meine Vermutung ist, dass Scott, angesichts eines schwachen Drehbuchs, "künstlerisch unterfordert" war und das ganze dadurch aufpeppen wollte. In anderen Filmen wird sowas erfolgreich eingesetzt, um Drogentrips darzustellen - bloss hier war keine Droge weit und breit zu sehen. Anfangs säuft Creasy zwar, aber später sieht man davon nichts mehr und nimmt an, dass er trocken ist.

Was uns zum Drehbuch führt, welches eigentlich nur einem simplen Schema F folgt. Kaputter Elite-Kämpfer nimmt einen Job als Bodyguard an, das zu beschützende Mädchen gibt ihm neue Hoffnung, sie wird entführt und ermordet, er nimmt Rache an allen Beteiligten.
So weit, so gut, doch passt die Geschichte an mehreren Stellen nicht zusammen. So arbeiten z.B. Polizei und Verbrecher gemeinsam bei der Entführung, später klaut die Polizei in Form einer geheimen "Bruderschaft" den Gangstern das Geld, die wiederum stellen keine weiteren Forderungen für das Mädchen.

Oder die "Bruderschaft", die aufgebaut wird als unantastbare Superorganisation innerhalb der Polizei, unternimmt nichts, als Creasy sie unter Feuer nimmt, wo es doch ein leichtes wäre, den "einzigen Schwarzen in Mexiko City" zu finden und auszuschalten. Selbst der Chef der "Bruderschaft" ist leicht zu erwischen - in einer Szene, in der Creasey innerhalb von Sekunden vom 1.Stock eines Hauses eine Rakete abfeuert und sich dann das stehengebliebene Auto von der Strasse aus vornimmt.

Man könnte jetzt einwenden, dass die Bundesbehörde ihn ja die ganze Zeit überwacht und froh ist, wenn er ihre Arbeit macht - nur kommt das nirgendwo richtig zum Ausdruck.
Kommen wir zu Creasey, der sich in kürzester Zeit vom Alkoholiker zur Kampfmaschine wandelt. Denzel Washington liefert hier eine seiner schwächsten Vorstellungen ab. Den Verzweifelten nimmt man ihm nicht ab. Wobei dies natürlich zum unglaubwürdigen Drehbuch passt, wo er, wie am Schnürchen, einen Bösen nach dem anderen ausschaltet. Dabei hindern ihn auch keine Treffer in die Brust.

Zu bedauern sind Christopher Walken und Mickey Rourke in den Nebenrollen, die von ihrem Können nichts zeigen können und nur vom Image ihrer bekannten Auftritte zehren müssen. Radha Mitchell als Mutter kann wirklich überzeugen, obwohl auch ihre Ehe mit Vorzeige-Latino Marc Anthony (der als schwächlicher Ehemann keiner grossen Verstellung braucht) nicht wirklich glaubhaft scheint. Wie immer gut ist Dakota Fanning, die es als liebes Mädchen auch leicht hat, Sympathien zu erhaschen. Andere Rollen, wie etwa Rachel Ticotin als Reporterin verkommen da schon zu Stichwortgebern.
Bei der Besetzung von Mexikanern hat Hollywood ja schon immer ein Problem gehabt, was sich hier auch wieder zeigt. Da wird jeder eingesetzt, der wenigstens einigermassen Englisch sprechen kann.

So, habe ich noch was vergessen? Ach ja, die eigentliche Story ist wie gesagt simpel, wird aber trotzdem auf quälende 140 Minuten gestreckt. Die "Wendungen" sind dabei auch für ungeübte Zuschauer leicht vorhersehbar. Glaubwürdigkeit ist nicht vorhanden und wird schlussendlich noch mit einem ziemlich unpassenden Pseudo-Happy-End verspielt.
Ihr merkt es sicher, dass ich vom Film sehr enttäuscht war. In Sachen Rachefilm empfehle ich Klassiker wie Ein Mann sieht rot, dort wird wenigstens noch ehrlich und schnörkellos Rache genommen.

Screenshots: Creasy (Denzel Washington) und sein Freund Rayburn (Christopher Walken).


Mutter (Radha Mitchell) und Tochter (Dakota Fanning).


Creasy gibt bei der Entführung sein Bestes, um sie zu verhindern.


Kurz darauf kommt die Lösegeldforderung.


angeschaut am: 7.01.2006
Normale Wertung: 3 von 10 Punkten



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