24 Oktober 2006

 

Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders - BRD/FRA/ESP 2006

OFDB-Link
Genre(s): Drama / Krimi / Mystery
Laufzeit: ca. 147 Min.
Alterseinstufung: FSK 12

Inhalt:
Frankreich im 18. Jahrhundert. Geboren im Müll und aufgewachsen in Waisenhäusern erkennt Jean-Baptiste Grenouille (Ben Whishaw), dass er selbst rätselhafterweise überhaupt keinen Geruch verströmt, wohl aber über einen Geruchssinn wie kein zweiter verfügt. Besessen von dem Gedanken, ein unwiderstehliches Parfüm für sich selbst zu destillieren, tötet er seriell junge Frauen, deren Duft ihn betört...

Kritik:
Buchverfilmungen sind ja generell ein schwieriges Unterfangen. Vieles gibt es, was man nicht oder nur schwer visuell, aber mit Worten beschreiben kann: Gedanken, Gefühle, Gerüche.
Um letztere geht es hauptsächlich in Das Parfum. Leider gelingt es so gut wie nicht, diese Essenz der Geschichte rüberzubringen.

Die Anfangsszene, als Grenouille auf dem Fischmarkt so nebenbei unter einem Verkaufsstand in die Welt geworfen wird, wirkt eklig, aber mehr wegen der Bilder von Schmutz und Maden, nicht wegen des - nur vom Erzähler vermittelten - unerträglichen Fischgeruchs.
Zwei richtig gelungene Geruchsszenen sind mir aufgefallen: Eine, als man mit Grenouille's Nase auf eine Entdeckungsreise in seine Umgebung geht und zum ersten Mal ahnt, was für ein Geruchsvermögen dieser Mensch hat. Die andere, als er für Parfumeur Baldini (Dustin Hoffman) den ersten Duft erschaffen hat, dieser ihn riecht und sich seine Umgebung in einen Garten verwandelt, in dem eine schöne Frau auf ihn wartet.

Ansonsten beschränkt man sich allzu oft auf einfallslose Zooms der Kamera in Richtung Grenouille's Nase.
Aber gerade zum Schluß, wenn ihm die Kreation des ultimativen Dufts gelungen ist, dann kommt das einfach zu schwach rüber. Es scheint filmisch wohl zu schwierig zu sein, diese Szenen darzustellen.

Ich persönlich habe das Buch nicht gelesen, nur eine Zusammenfassung, insofern kann ich über die Abweichungen zum Roman nur in Bezug darauf spekulieren. Seine siebenjährige Zeit als Eremit in einer Höhle kommt einem im Film in keinster Weise so lange vor, wie offensichtlich auch andere Teile stark gekürzt oder abgewandelt wurden.
Vor allem zum Schluß, scheint es doch auffallend zahm zur Sache zu gehen, um das FSK 12 Rating nicht zu gefährden (bzw. ein internationales Rating, vor allem in den prüden USA).
So wirkt die Massenorgie bzw. das Finale wirklich nur angedeutet und hat für meine Begriffe zu wenig Ausstrahlung und Kraft.

Der Film selber ist mit seiner Laufzeit von ca. 147 Minuten sehr lang und auch teilweise recht zäh geworden. Hauptproblem ist, dass einfach kein Funke überspringt. Grenouille und seine Opfer bleiben einem einfach zu fern. Am ehesten berührt einen noch der erste Mord an einer Mirabellenverkäuferin (Karoline Herfurth).
Das liegt natürlich auch an der Geschichte, die wenig Wert auf Spannung legt und mehr wie ein kunstvolles Märchen daherkommt, inlusive göttlicher "Gerechtigkeit".

Schauspielerisch gefiel mir Ben Whishaw als Hauptfigur Grenouille recht gut. Er überzeugt durch eine sparsame Mimik in der schweigsamen Rolle. Ansonsten bleibt einem Dustin Hoffman in Erinnerung, der mit Leichtigkeit den Parfumeur spielt. Auch Karoline Herfurth kann einen bleibenden Eindruck hinterlassen, mit ihrer eindringlichen Darstellung der Mirabellenverkäuferin. Weitaus interessanter ist ihre Darstellung als die von Rachel Hurd-Wood, die zum Schluß von Grenouille verfolgt wird. Alan Rickman als ihr Vater wirkt bemüht, scheint aber im Rahmen des Drehbuchs nicht mehr aus seiner Rolle herausholen zu können.
Nebenbei: Erklärt mir jemand, warum die Tochter im Film den englischen Namen Laura trägt, statt Laure, wie im Buch?

Fazit: Das Parfum ist erfreulicherweise mal eine Literaturverfilmung unter deutscher Federführung, die zwar zeigt, dass man auch abseits von Hollywood in der Lage ist, ein grosses Budget in starke Bilder umzusetzen, die aber andererseits für meine Begriffe nicht radikal genug vorgeht und zu sehr auf das Mainstream-Publikum zugeschnitten ist.
Ausser der beeindruckenden Bilder eines dreckigen Frankreichs des 18. Jahrhunderts bleibt einem sonst zu wenig von dem Film in Gedächtnis, es springt kein Funke über.

Screenshots: Der Duft der Mirabellenverkäuferin (Karoline Herfurth) fasziniert Grenouille (Ben Whishaw), ...


...der danach unablässig danach strebt, den Geruch schöner Frauen zu konservieren.


angeschaut am: 23.10.2006
Normale Wertung: 5 von 10 Punkten

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