10 Januar 2007
Apocalypto - USA 2006
OFDB-Link
Genre(s): Abenteuer / Action / Drama
Laufzeit: ca. 138 Min.
Alterseinstufung: Keine Jugendfreigabe
Bemerkung: Originalfassung (Maya-Dialekt) mit Untertiteln
Inhalt:
Im 15. Jahrhundert lebt ein Maya-Stamm auf der mittelamerikanischen Halbinsel Yucatán in paradiesischem Naturfrieden. Die Außenbezirke des Volkes wurden noch nicht von den Europäern entdeckt. Bei einem Jagdausflug begegnen Jaguar Paw (Rudy Youngblood) und seine Stammesbrüder einer Übermacht verrückt gewordener Wilder, die ihr Dorf überfallen. Jaguar kann Frau und Kinder vor dem brutalen Übergriff verstecken, gerät dabei aber in die Fänge des sadistischen Anführers Middle Eye (Gerardo Taracena). Was er und die anderen Dorfbewohner erleiden, übersteigt all ihre apokalyptischen Ängste.
Kritik:
Liest man sich die Kritiken zu Apocalypto durch, dann merkt man schnell, dass Mel Gibson die Zuschauer zunehmend polarisiert. Schwer wiegt immer noch der Skandal um seine antisemitischen Äusserungen, aber auch der Nachklang über sein letztes Werk Die Passion Christi, das nicht minder polarisierend wirkte.
Die Parallelen zur Passion liegen auf der Hand: Wieder gibt es eine (nahezu ausgestorbene?) Sprache (ein Maya Dialekt), der dem Zuschauer mit Untertiteln übersetzt wird. Und erneut geht es ziemlich brutal zur Sache. Viele empfinden die Brutalität als noch härter im Vergleich zur Passion Christi - das FSK-Rating unterstützt dies. Ich persönlich sehe es allerdings umgekehrt - die Passion liegt m.E. im Härtegrad noch ein gutes Stück vor Apocalypto.
In letzterem gibt es zwar einige Details zu sehen, aber die machen meiner Ansicht nach nicht die Brutalität aus. Es liegt einfach an der Technik, die zunehmend auch detailliertere, glaubhafte Gewaltdarstellung möglich macht. Die Brutalität hat sich seit Braveheart oder auch älteren Werken für mich nicht wirklich verschärft. Soll heissen - Brutalität bzw. Grausamkeit hängt für mich nicht primär vom Grad der Detailliertheit der Darstellung ab, sondern vom Akt selber. Umso detaillierter er dargestellt wird, umso weniger Vorstellungskraft des Zuschauers braucht es.
Der Film bringt uns anfangs den kleinen Stamm unseres Helden Jaguar Paw näher, der im Einklang mit der Natur ziemlich sorgenfrei lebt. Doch nicht allzu lange und Sklavenjäger überfallen das Dorf, metzeln den Widerstand nieder und verschleppen Männer und Frauen. Während die Frauen als Sklaven vorgesehen sind und zum Teil schon vor Ort vergewaltigt werden, sollen die Männer geopfert werden, um die Götter milde zu stimmen. Die Mayas werden nämlich von Krankheit und Dürre heimgesucht.
Mel Gibson hat den Mut einen Film über Urwaldbewohner zu drehen, die sich in einer fremden Sprache mit Untertiteln verständigen, was für den Normalzuschauer sicher äusserst ungewohnt ist. Trotzdem kann man mit dem Helden mitfiebern. Auch kommen trotz der langen Laufzeit keine wirklichen Längen auf. Sicher hätte man sich etwas kürzer fassen können, doch die Detailliertheit der Verschleppung ist nicht langweilig, sondern führt auch den Zuschauer aus dem Dschungel in eine zugleich ähnliche und doch ganz andere Gesellschaft der Mayas.
Für unsere Verhältnisse immer noch primitiv, aber doch einige Stufen über den Urwaldbewohnern.
Viel kritisiert wird die langgezogene Opferungsszene. Sie wäre einerseits zu brutal und andererseits würden die Mayas und ihre kulturellen Errungeschaften zu sehr auf die Menschenopfer reduziert. Sehe ich nicht so. Denn einerseits macht es für die Handlung Sinn diese lange Szene zu zeigen, damit der Zuschauer die Verzweiflung der zu Opfernden nachvollziehen kann und andererseits sind die Menschenopfer eine historische Tatsache.
Für den Actionfreund gibt es ein packendes Abenteuer, dessen letzter Teil wirklich herausragend gut gelungen ist. Selten wurde Action so lebensecht und nah präsentiert.
Das letzte Drittel ist äusserst fesselnd geraten und setzt neue Maßstäbe.
Aber auch für den anspruchsvolleren Zuschauer gibt es einiges zum Nachdenken. Ich erkenne u.a. klare Parallelen zur Globalisierung und eine ziemliche Kapitalismuskritik in dem Werk. So überlassen die Mayas die Sklavenjagd den Spezialisten, den Halcone-Kriegern - zynisch betrachtet eine frühe Form des Outsourcing. Allerdings lässt sich noch weit mehr hineininterpretieren und an Parallelen zur Gegenwart ziehen.
Die Darsteller sind sehr überzeugend. Allen voran der Hauptdarsteller. Wobei man die Kameraarbeit als eigentliche "Hauptfigur" hervorkehren muss. Sie gehört wirklich zum Allerfeinsten und präsentiert uns das Ganze oft aus nächster Nähe.
Auch die Details sind beeindruckend. Keine Ahnung, ob das wirklich authentisch ist, aber die Kostüme und der Körperschmuck wirken sehr glaubhaft.
Aber auch die Musik passt wunderbar, um die Wirkung des Films noch zu unterstreichen.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich bei der Maya-Thematik nicht mit einem so packenden Film gerechnet hatte. Doch hier kam bei mir, trotz der Überlänge, keine Langeweile auf - im Gegenteil. Hut ab vor Mel Gibson, dass er uns mal einen komplett anderen, aber sehr packenden und authentischen Actionfilm bietet.
Insofern für alle, die mit schonungslosen Gewaltdarstellungen, wie sie schon in Passion Christi zu sehen waren, kein Problem haben eine absolute Empfehlung!
Update zum Ansehen am 26.01.2007:
Auch in der Wiederholung kann Apocalypto seine Stärken wieder ausspielen.
Deshalb erhöhe ich meine Wertung leicht auf 9 Punkte.
Screenshots: Noch ist das Leben von Jaguar Paw (Rudy Youngblood) und seiner Frau unbeschwert.
Doch bald schon werden sie von brutalen Sklavenjägern heimgesucht.
Die Männer des Stammes werden zur Opferung gebracht.
angeschaut am: 26.01.2007 (insgesamt 2x gesehen)
davor zuletzt angeschaut am: 9.01.2007
Normale Wertung: 9 von 10 Punkten
Genre(s): Abenteuer / Action / Drama
Laufzeit: ca. 138 Min.
Alterseinstufung: Keine Jugendfreigabe
Bemerkung: Originalfassung (Maya-Dialekt) mit Untertiteln
Inhalt:
Im 15. Jahrhundert lebt ein Maya-Stamm auf der mittelamerikanischen Halbinsel Yucatán in paradiesischem Naturfrieden. Die Außenbezirke des Volkes wurden noch nicht von den Europäern entdeckt. Bei einem Jagdausflug begegnen Jaguar Paw (Rudy Youngblood) und seine Stammesbrüder einer Übermacht verrückt gewordener Wilder, die ihr Dorf überfallen. Jaguar kann Frau und Kinder vor dem brutalen Übergriff verstecken, gerät dabei aber in die Fänge des sadistischen Anführers Middle Eye (Gerardo Taracena). Was er und die anderen Dorfbewohner erleiden, übersteigt all ihre apokalyptischen Ängste.
Kritik:
Liest man sich die Kritiken zu Apocalypto durch, dann merkt man schnell, dass Mel Gibson die Zuschauer zunehmend polarisiert. Schwer wiegt immer noch der Skandal um seine antisemitischen Äusserungen, aber auch der Nachklang über sein letztes Werk Die Passion Christi, das nicht minder polarisierend wirkte.
Die Parallelen zur Passion liegen auf der Hand: Wieder gibt es eine (nahezu ausgestorbene?) Sprache (ein Maya Dialekt), der dem Zuschauer mit Untertiteln übersetzt wird. Und erneut geht es ziemlich brutal zur Sache. Viele empfinden die Brutalität als noch härter im Vergleich zur Passion Christi - das FSK-Rating unterstützt dies. Ich persönlich sehe es allerdings umgekehrt - die Passion liegt m.E. im Härtegrad noch ein gutes Stück vor Apocalypto.
In letzterem gibt es zwar einige Details zu sehen, aber die machen meiner Ansicht nach nicht die Brutalität aus. Es liegt einfach an der Technik, die zunehmend auch detailliertere, glaubhafte Gewaltdarstellung möglich macht. Die Brutalität hat sich seit Braveheart oder auch älteren Werken für mich nicht wirklich verschärft. Soll heissen - Brutalität bzw. Grausamkeit hängt für mich nicht primär vom Grad der Detailliertheit der Darstellung ab, sondern vom Akt selber. Umso detaillierter er dargestellt wird, umso weniger Vorstellungskraft des Zuschauers braucht es.
Der Film bringt uns anfangs den kleinen Stamm unseres Helden Jaguar Paw näher, der im Einklang mit der Natur ziemlich sorgenfrei lebt. Doch nicht allzu lange und Sklavenjäger überfallen das Dorf, metzeln den Widerstand nieder und verschleppen Männer und Frauen. Während die Frauen als Sklaven vorgesehen sind und zum Teil schon vor Ort vergewaltigt werden, sollen die Männer geopfert werden, um die Götter milde zu stimmen. Die Mayas werden nämlich von Krankheit und Dürre heimgesucht.
Mel Gibson hat den Mut einen Film über Urwaldbewohner zu drehen, die sich in einer fremden Sprache mit Untertiteln verständigen, was für den Normalzuschauer sicher äusserst ungewohnt ist. Trotzdem kann man mit dem Helden mitfiebern. Auch kommen trotz der langen Laufzeit keine wirklichen Längen auf. Sicher hätte man sich etwas kürzer fassen können, doch die Detailliertheit der Verschleppung ist nicht langweilig, sondern führt auch den Zuschauer aus dem Dschungel in eine zugleich ähnliche und doch ganz andere Gesellschaft der Mayas.
Für unsere Verhältnisse immer noch primitiv, aber doch einige Stufen über den Urwaldbewohnern.
Viel kritisiert wird die langgezogene Opferungsszene. Sie wäre einerseits zu brutal und andererseits würden die Mayas und ihre kulturellen Errungeschaften zu sehr auf die Menschenopfer reduziert. Sehe ich nicht so. Denn einerseits macht es für die Handlung Sinn diese lange Szene zu zeigen, damit der Zuschauer die Verzweiflung der zu Opfernden nachvollziehen kann und andererseits sind die Menschenopfer eine historische Tatsache.
Für den Actionfreund gibt es ein packendes Abenteuer, dessen letzter Teil wirklich herausragend gut gelungen ist. Selten wurde Action so lebensecht und nah präsentiert.
Das letzte Drittel ist äusserst fesselnd geraten und setzt neue Maßstäbe.
Aber auch für den anspruchsvolleren Zuschauer gibt es einiges zum Nachdenken. Ich erkenne u.a. klare Parallelen zur Globalisierung und eine ziemliche Kapitalismuskritik in dem Werk. So überlassen die Mayas die Sklavenjagd den Spezialisten, den Halcone-Kriegern - zynisch betrachtet eine frühe Form des Outsourcing. Allerdings lässt sich noch weit mehr hineininterpretieren und an Parallelen zur Gegenwart ziehen.
Die Darsteller sind sehr überzeugend. Allen voran der Hauptdarsteller. Wobei man die Kameraarbeit als eigentliche "Hauptfigur" hervorkehren muss. Sie gehört wirklich zum Allerfeinsten und präsentiert uns das Ganze oft aus nächster Nähe.
Auch die Details sind beeindruckend. Keine Ahnung, ob das wirklich authentisch ist, aber die Kostüme und der Körperschmuck wirken sehr glaubhaft.
Aber auch die Musik passt wunderbar, um die Wirkung des Films noch zu unterstreichen.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich bei der Maya-Thematik nicht mit einem so packenden Film gerechnet hatte. Doch hier kam bei mir, trotz der Überlänge, keine Langeweile auf - im Gegenteil. Hut ab vor Mel Gibson, dass er uns mal einen komplett anderen, aber sehr packenden und authentischen Actionfilm bietet.
Insofern für alle, die mit schonungslosen Gewaltdarstellungen, wie sie schon in Passion Christi zu sehen waren, kein Problem haben eine absolute Empfehlung!
Update zum Ansehen am 26.01.2007:
Auch in der Wiederholung kann Apocalypto seine Stärken wieder ausspielen.
Deshalb erhöhe ich meine Wertung leicht auf 9 Punkte.
Screenshots: Noch ist das Leben von Jaguar Paw (Rudy Youngblood) und seiner Frau unbeschwert.
Doch bald schon werden sie von brutalen Sklavenjägern heimgesucht.
Die Männer des Stammes werden zur Opferung gebracht.
angeschaut am: 26.01.2007 (insgesamt 2x gesehen)
davor zuletzt angeschaut am: 9.01.2007
Normale Wertung: 9 von 10 Punkten