20 Oktober 2007

 

Stone Merchant - Händler des Terrors - ITA 2006

OFDB-Link
Genre(s): Drama
Laufzeit: ca. 114 Min.
Alterseinstufung: Keine Jugendfreigabe

Inhalt:
Professor Alceo (Jordi Molla) hat bei einem Anschlag auf die US-Botschaft in Kenia beide Beine verloren. Seitdem hält er seine Vorlesungen über Terrorismus und den Anspruch des Islams nach der Weltherrschaft im Rollstuhl an seiner italienischen Uni.
Nachdem seine schöne Frau Leda (Jane March) am Flughafen in eine Schiesserei zwischen islamischen Terroristen und Sonderermittlern gerät und nur knapp überlebt, beschliesst er mit ihr Urlaub in der Türkei zu machen.
Dort lernen die beiden den Juwelenhändler Ludovico (Harvey Keitel) kennen. Dem Professor kommt dieser verdächtig vor. Zurück in Italien beginnen Ludovico und Leda eine Affäre miteinander. Ludovico erzählt ihr davon, dass er vor Jahren zum Islam übergetreten ist und in Afghanistan schon auf Seiten der Mudschaheddin gekämpft hat. Er verschweigt ihr allerdings, dass er sie benutzen will, um auf einer Passagierfähre eine schmutzige Bombe zu zünden...

Kritik:
Stone Merchant ist ein Fest für Terror-Paranoiker. Da haben wir einen Professor, der durch einen Anschlag seine Beine verloren hat, und seine Frau, die am Flughafen von Terroristen als Geisel genommen wird. Und in ihrem Erholungsurlaub lernen sie einen netten Mann kennen, der nicht nur dem invaliden Prof. die Frau ausspannt, sondern sich auch noch als Terrorist entpuppt.
Da sage noch einer die Chancen mit Terroristen zu tun zu kriegen sind statistisch gering!

Spass beiseite, denn Stone Merchant weist nicht nur ein völlig unglaubwürdiges Drehbuch auf, sondern ich empfand es als äusserst plumpe, in weiten Teilen rassistische, filmische "Warnung" vor dem Islam.

Symbolfiguren sind hierbei einerseits der Verleger des Professors, der lieber die Augen verschliesst, als dessen Warnungen vor dem Islam zu drucken, um sich nur ja keinen Ärger einzuhandeln (= verweichlichte, übertolerante westliche Gesellschaft).
Andererseits die heroischen Sicherheitsbehörden, die nicht nur zu Beginn des Professors Frau retten, sondern nach seinen Hinweisen später auch zur Stelle sind, um ihn vor den Terroristen in seiner Wohnung zu bewahren.

Letzteres ist übrigens eine durchweg lächerliche und unfreiwillig komische Szene, denn der Invalide hangelt sich an einem Stangengerüst unter der Decke durch seine Wohnung. Die zwei Terroristen, die ihn töten wollen haben aber nur Messer dabei und erreichen ihn soweit oben nicht. Anstatt ihn aber mit irgendeinem Gegenstand herunterzuschlagen fangen beide an ihm hinterherzuhangeln! Einfach nur unglaublich!

Genau wie die Liebesbeziehung zwischen Leda und dem Juwelenhändler, die (typisch italienisch) fast aus dem Nichts kommt. Kaum hat er ihr zwei romantische Nachrichten geschrieben und einen sündteuren Ring geschenkt verfällt ihm die Frau auch schon und stört sich auch nicht daran, dass er früher als Mudschaheddin unterwegs war.
Obwohl er sie für den Anschlag seiner Terrorzelle benutzen will, bekommt er in der extrem kitschigen Schlussphase auf einmal Gewissensbisse, weil er sich tatsächlich in sie verliebt hat. Nur gut, dass seine Terror-Kollegen ein Auge auf ihren romantischen Mitstreiter haben...

Im ganzen Film weist einzig einer der Anti-Terror-Ermittler dezent darauf hin, dass "nicht alle Moslems Terroristen sind", worauf der Prof. aber "fachmännisch" kontert, dass fast alle Terroristen Moslems sind. Unterschwellig wird so propagiert, dass der Islam an sich eine Gefahr für den Westen ist und alle Moslems bei uns getarnte Schläfer sein können. Spassigerweise sehen dabei noch alle gezeigten Moslems aus, wie man sie sich in den landläufigen Klischees vorstellt - fehlt nur noch der Krummsäbel.
Umso perfider, dass ausgerechnet ein konvertierter Italiener den Anschlag durchführt.

Selbst wenn man sich an dem fragwürdigen Unterton des Films nicht stört, so bleibt nur ein sehr unterdurchschnittlicher Verschwörungsthriller zurück, der zum Schluss einfach nur extrem kitschig wird. Jane March ist dabei nett anzusehen, trotzdem hätte eine Kürzung dem zu lang geratenen Film gut getan.
Warum Harvey Keitel hier mitspielt ist mir eher rätselhaft, denn normalerweise wirkt er in niveauvolleren Produktionen mit.

Fazit: Für einen "Propaganda"-Film zu plump und von der Story viel zu unglaubwürdig, aber für ein normales Thriller-Drama mit zu viel politischer Botschaft und letztendlich einfach schlecht gemacht.
Mir erschliesst sich nicht, was man eigentlich beabsichtigte, bzw. was für eine Zielgruppe der Film anstrebt.
Deshalb meiden oder sich von den unfreiwillig komischen Teilen amüsieren lassen.

Screenshots: Leda (Jane March) wird am Flughafen als Geisel genommen.


Um ihr über das Trauma hinwegzuhelfen fährt...


...ihr Mann Alceo (Jordi Molla, rechts) mit ihr in den Türkei-Urlaub.


Dort lernen sie den Juwelenhändler Ludovico (Harvey Keitel) kennen.


angeschaut am: 18.10.2007
Normale Wertung: 2 von 10 Punkten

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