05 Dezember 2007

 

30 Days of Night - USA/NZL 2007

OFDB-Link
Genre(s): Horror / Thriller
Laufzeit: ca. 113 Min.
Alterseinstufung: Keine Jugendfreigabe

Inhalt:
Jeden Winter wird die einsam gelegene Stadt Barrow in Alaska 30 Tage lang in völlige Finsternis getaucht. Während der Polarnacht verreisen die meisten Einwohner in den Süden. Das hätten sie diesen Winter besser früher getan: Eine mysteriöse Gruppe Fremder taucht auf und entpuppt sich als Vampirbrut. Die Nachtwesen haben alle Vorteile auf ihrer Seite, die Einwohner auszusaugen. Nur Sheriff Eben (Josh Hartnett) und seine Noch-Ehefrau Stella (Melissa George) stellen sich ihnen entgegen und versuchen bis zum ersten Tageslicht zu überleben.

Kritik (mit kleinen Spoilern):
Seit ich vor ein paar Monaten die erste Beschreibung des Inhalts gelesen hatte, war ich gespannt auf 30 Days of Night, bei dem die Produzenten Sam Raimi und Rob Tapert sich auch einen Vampirfilm der anderen Art als Ziel gesetzt hatten.

Das Setting rund um ein kleines Kaff in Alaska fand ich persönlich sehr ansprechend. Dementsprechend gut gestaltet sich auch die Einführungsphase des Films, wo wir die Hauptfiguren kennenlernen. Ehe man sich versieht haben die Vampire dann ihren Saboteur in den Ort geschickt, um wenig später selber die Bewohner heimzusuchen.

Doch damit fangen auch die Probleme des Films an. Denn an den Vampiren werden sich wohl die Geister scheiden. Ich fand sie zunächst erfrischend anders, da sie völlig von den Vampiren der letzten Jahre abweichen. Keine durchgestylten Edel-Blutsauger nutzen hier die 30-tägige Nacht, um ihren Blutdurst zu stillen, sondern regelrecht fresswütige Bestien, die über einen ganzen Mund voller Reisszähne verfügen, sich ansonsten aber äusserlich kaum von ihren Opfern unterscheiden.

Zudem unterhalten sich die Blutsauger in einer gutturalen Sprache, die untertitelt auf dem Bildschirm erscheint. Ob das so ein guter Einfall war, wage ich zu bezweifeln, denn insgesamt ähneln die Gegenspieler der Menschen mehr den tollwütigen Zombies aus 28 Days Later anstatt herkömmlichen Vampiren. So kommt natürlich ihre Stärke und die unbändige Fresslust bedrohlich rüber, wird aber durch ihr Auftreten und die Dialoge etwas ins Lächerliche gezogen.

Hauptproblem des Films war für mich aber die dem Titel gemässe, obligatorische Zeitspanne von 30 Tagen, die die wenigen Überlebenden des ersten Angriffs überbrücken müssen, bis das Sonnenlicht die Vampire vertreibt. Interessanterweise ist dieses Wissen über die Fabelwesen im filmischen Alaska einfach vorhanden - erklärt wird es nicht weiter.
Da man den Bestien nichts entgegenzusetzen hat beschränkt man sich in dem Zeitraum aufs Verstecken, was an allen Ecken und Enden die ansonsten nette Grundidee belastet.

Auch die Erzählweise gerät hierbei gehörig ins Stocken. So flüchtet sich eine kleine Gruppe auf einen Dachboden, während die Vampire angeblich beginnen alle Häuser zu durchsuchen. Einige Schnitte später kommt eine kleine Einblendung, die uns darüber informiert, dass 7 Tage vergangen sind. Nahrung gab es auf dem Dachboden keine zu sehen und auch die umherstreifenden Vampire scheinen das Haus nicht besonders gründlich durchsucht zu haben.
Später sehen wir z.B. auch einen Überlebenden des ersten Angriffs, der sich scheinbar die ganze Zeit unter seinem Haus versteckt hat. Zwischen schneebedecktem Erdboden und Unterseite des Hauses dürfte es aber aufgrund der Temperatur schon nach kürzester Zeit ziemlich unangenehm werden.

Die nur durch Einblendungen zu erkennenden Zeitsprünge kommen danach noch ein paarmal, aber die essentiellen Fragen nach Nahrung und Wärme für die Überlebenden, sowie danach was die Vampire eigentlich die ganze Zeit machen, warum sie den Überlebenden nicht nachträglicher auf den Pelz rücken, werden nicht beantwortet. Den Vampiren fällt dann erst kurz vor Sonnenaufgang ein, dass sie ihre Spuren verwischen und das Dorf abfackeln sollten, was wiederum unsere Protagonisten dazu zwingt zu handeln.

Diese Lücken im Skript fallen einem aber erst im Nachhinein deutlich unangenehm auf.
Während des Ansehens sorgen die mehr als blutige Action und die Spannung dafür, dass die Laufzeit ziemlich schnell vergeht.
Für eine Mainstream-Produktion gehts dabei ziemlich hart zur Sache - es gibt sogar ein ziemliches Tabu zu sehen, wenn ein zum Vampir gewordenes Kind getötet wird. Erinnerte mich an die Szene aus Night of the living dead, wo man das Zombie-Kind an seiner Verwandtschaft knabbern sieht.

Optisch gefiel mir der Film wirklich sehr gut, wobei auch frühere Produktionen wie The Thing die polare Eislandschaft bereits stimmungsvoll rüberbringen konnten. Auch über Besetzung kann man nicht meckern. Melissa George spielt sehr sympathisch, sieht aber nach den vielen Tagen im Versteck etwas zu hübsch und zu wenig mitgenommen aus. Josh Hartnett gefiel mir gut als wortkarger Sheriff, der kein Mainstream-Held ist, sondern sich genretypisch doch nur ums Überleben seiner eigenen Familie sorgt.

Um es kurz zusammenzufassen:
Trotz der Kritik überwiegen die positiven Punkte bei mir. Es macht Spass sich 30 Days of Night anzusehen, denn Optik, Atmosphäre (zumindest grösstenteils) und Gore-Gehalt stimmen.
Doch stellen sich spätestens hinterher, wenn man über das Gesehene nachdenkt viele Fragen, die sich als Plotholes entpuppen. Ob hier bei der Umsetzung der Comic-Vorlage zum Film geschludert wurde, oder ob das dort auch so ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

So gibt es von mir 7 Punkte. Doch muss ich schon festhalten, dass hier weit mehr drin gewesen wäre, wenn man sich mit dem Drehbuch mehr Mühe gegeben hätte.

Screenshots: Sheriff Eben (Josh Hartnett) und Noch-Ehefrau Stella (Melissa George)...


..müssen sich den Vampiren stellen, die ihre Heimat überfallen...


...und dabei auch so manch neuen Blutsauger erschaffen.


Stella (Melissa George) kann mit ihrer Waffe leider nichts gegen die Vampire ausrichten.


angeschaut am: 3.12.2007
Normale Wertung: 7 von 10 Punkten

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