Sarge @ the.movies: Alexander

12 September 2005

Alexander - USA 2004

OFDB-Link
Genre: Historienfilm
Laufzeit: ca. 169 Min.
Alterseinstufung: FSK 12

Inhalt:
Das Leben von Alexander (Colin Farrell) ist von klein auf dominiert durch harte Disziplin, eingebleut von seinem Vater, König Philipp II. (Val Kilmer). Die Beziehungen zu seiner Mutter Olympias (Angelina Jolie), seinem Heeresführer und Geliebten Hephaistion (Jared Leto), zu seiner Ehefrau Roxane (Rosario Dawson) und zu Ptolemaios (Anthony Hopkins) bestimmen den Weg Alexanders auf seinen Kriegszügen.

Als Philipp ermordet wird, besteigt Alexander mit 20 Jahren den Thron und hat bereits ein Ziel vor Augen: Das Persische Reich im Osten. Er stellt seine Armeen auf und beginnt einen Kriegszug mit dem Plan, den persischen Großkönig Dareios (Raz Degan) und dessen mächtige Streitmacht zu besiegen. Kaum scheint er an seinem Ziel angelangt, drängt es ihn zu noch größeren Plänen: Die Einigung mit den Griechen und mit der persischen Bevölkerung und die Eroberung des fernen Indien.

Kritik:
Oliver Stone hat sich mit diesem Filmstoff einen Lebenstraum erfüllt. Ihm standen die Elite Hollywoods und viel Geld zur Verfügung. Doch an den Kinokassen war der Film nicht besonders erfolgreich. Nicht ganz zu Unrecht, wie ich meine. Der Film hat seine Momente, ist aber kein Meisterwerk. Mir fehlt an der Geschichte etwas der Fluss, und vor allem gefiel mir der Einschub der Ermordung von Alexanders Vater kurz vor Schluss nicht. Wäre das ganze in chronologischer Reihenfolge (und damit konventionell) erzählt worden, hätte mir das besser gefallen.

So kommt plötzlich, kurz vor Schluss, eine neue Facette zu Alexanders Streben hinzu. Desweiteren war Angelina Jolie (siehe Screenshot rechts), so wunderschön sie auch anzusehen ist, als Alexanders Mutter teilweise schwer glaubhaft, weil sie so jung aussieht. Da hätte man mehr mit Makeup oder wie zum Schluss mit den Haaren arbeiten müssen.

Ansonsten muss ich sagen, ein sehr farbenprächtiger Film, der für eine solche Hollywood Produktion schon sehr gewagt die Sexualität Alexanders behandelt. Es gibt sehr viel homoerotische Anspielungen, die keine Fragen mehr offen lassen. Doch Alexander ist auch den Frauen nicht ganz abgeneigt, was sich in seiner Heirat mit Roxane zeigt. Alleine über den sexuellen Aspekt kann man bei diesem Film lange diskutieren.

Schlachtentechnisch wird auch einiges geboten, besser als bei dem unsäglichen Troja, doch leider wieder mit einer absolut hektischen Kameraführung, die teilweise ziemlich nervt. Ich hoffe immer noch, dass die Regisseure diese Hektik eines Tages wieder sein lassen.

Splattermässig hält sich Stone dabei im Rahmen - es gibt einige direkte Waffeneinwirkungen zu sehen, aber sonst bleibt das Gezeigte im Rahmen der Massenschlacht. Blutige Details sind also eher selten.
Sehr gut gefiel mir die letzte Schlacht mit den Kampfelefanten, als Alexander verwundet am Boden liegt und auf einmal die Farben sich verändern. Alles erscheint wie durch den Filter des Blutrauschs, wie auch der Sprecher aus dem Off bestätigt. Dieser Sprecher ist eine gute Idee, hätte aber noch konsequenter eingesetzt werden können.
Hier kommt auch eine sehr passende Filmmusik zum Einsatz.

Die schauspielerischen Leistungen sind allesamt sehr überzeugend. Wieder einmal mehr fällt mir Rosario Dawson ins Auge, die nicht nur über eine geradezu göttliche Schönheit verfügt, sondern auch immer in sehr interessanten Rollen und Filmen zu sehen ist. Ein Paradebeispiel wie sich eine Frau langsam hocharbeitet (aktuell z.B. in Sin City zu sehen). Und bei der Liebesszene mit Alexander entfacht sie ein Feuer der Leidenschaft, dass eigentlich seine Bisexualität beenden sollte... doch wer weiss, wie die echte Roxane aussah.

Immer wieder erschreckend ist doch, wie grausam in der damaligen Zeit doch innerhalb desselben Volkes, ja derselben Familie, Verrat und Rache verübt wurden. Jolie ist hier hervorragend, als intrigante und rachsüchtige Frau, die offensichtlich in die Ermordung ihres Mannes verstrickt ist und danach seiner zweiten Frau einen Blick zuwirft, der Ausblick auf ihr Schicksal gibt. Aber Philipp warnte seinen Sohn ja selbst vor den Frauen, die "viel gefährlicher als jeder Mann sind".

Insgesamt ist es ein guter Film, der mich aber zu wenig gepackt hat um eine höhere Wertung zu bekommen. Aber eine erfrischend andere Herangehensweise an solch einen historischen Stoff.
Könnte sich bei einem zweiten Ansehen eventuell noch steigern.

Screenshots: Alexander und Roxane in der Hochzeitsnacht