24 Oktober 2007

 

Postal - BRD/CAN/USA 2007

OFDB-Link
Genre(s): Komödie / Action / Trash
Laufzeit: ca. 107 Min.
Alterseinstufung: FSK 16

Inhalt:
Der arbeitslose Dude (Zack Ward) hat nun endlich genug Frust angestaut, um seine dürftigen Pläne, richtig Geld zu verdienen, in die Tat umzusetzen. Um seiner verdammenswerten Existenz zu entkommen, verbündet er sich widerwillig mit seinem kriminellen Onkel Dave (David Foley). Der beabsichtigt, das derzeit schwer angesagte Kinderspielzeug OKrotch-y-Dolls zu klauen und sogleich wieder gewinnbringend zu verhökern. Doch was bei dem Raubzug schief gehen kann, geht nach allen Regeln der Komödie gründlich daneben.

Kritik:
Wer schon frühere Uwe-Boll-Reviews von mir gelesen hat, der weiss, dass ich nicht zu denjenigen gehöre, die schon im Vorfeld jeden Film des meistgehassten Trash-Regisseurs unserer Zeit verreissen.
Insofern bin ich auch an Postal wieder unvoreingenommen herangegangen, auch wenn ich im Vorfeld schon mitbekommen hatte, dass Boll ziemliche Probleme hatte den Film in deutschen und amerikanischen Kinos platzieren zu können.

Wieder mal ist es ein Computerspiel, was dem Film zugrunde liegt. In Deutschland indiziert, weltweit ziemlich verrufen, weil es sehr viel exzessive Gewalt beinhaltet.
Diese Tatsache und Bolls Ankündigung, dass sein Film komplett politisch unkorrekt sein soll, liessen mich auf einen schwarzhumorigen Splatterfilm für Erwachsene hoffen.
Doch die FSK-Einstufung "ab 16" macht schon überdeutlich klar, dass der Film in keiner Weise explizite Szenen enthält.

Stattdessen gibt es Bolls Versuch zu sehen, statt wie bisher unfreiwillig komische Filme zu machen endlich eine gewollte Komödie abzuliefern. Das scheitert leider auf ganzer Linie. Denn auch wenn ein paar Gags nicht übel sind (z.B. das total irre Bewerbungsgespräch, welches mit der absurden Frage "Was ist der Unterschied zwischen einer Ente?" endet oder das Plakat "No Admittance for Infidels" an der Tür des geheimen Taliban-Verstecks) so ist der Grossteil des Humors platt und ausgelutscht (Bsp: Auto explodiert irgendwo in der Stadt - Schnitt zu einem Typ auf freiem Feld - Auto fällt ihm auf den Kopf).

Zudem wirkt Bolls Angriff auf die Political Correctness nur selten komisch, sondern teilweise ziemlich peinlich. Mir ist schon klar, dass der im Film von ihm persönlich geleitete Themenpark "Little Germany" mit seinen Trachtenoutfits, dem mit "KZ" abgekürzten Kinderspielplatz und einer Arztstation, die "Dr. Mengele" in der Bezeichnung trägt, eine Anspielung auf die in Amerika weit verbreiteten Klischee-Vorstellungen über Deutschland sein soll.
Doch wirken viele dieser "Tabubrüche" nicht nur unheimlich aufgesetzt, wie z.B. die Erschiessung der Kinder mitten im Film, sondern sind einfach nur peinlich und übertrieben.

Wenn z.B. Boll die Finanzierung seiner Filme mit Nazigold erklärt, dann ist das wegen der Selbstironie zumindest für ein Schmunzeln gut. Doch wenn er quasi im nächsten Satz einem Schauspieler anbietet ihn mit "Goldkronen" zu entlohnen, dann ist das einfach zuviel an Geschmacklosigkeit. Ebenso wenn in einem Nachrichtenschnipsel gesagt wird, die Opfer des 11. September "hätten den Tod verdient".

Was ich damit vermitteln will ist dass der Humor in Postal nur selten funktioniert und zu grossen Teilen total aufgesetzt und gezwungen wirkt. Und abgesehen von den "Tabubrüchen" wirkt Postal unglaublich harmlos. Sicher werden viele Leute erschossen, aber ohne jegliche Splattereffekte oder auch nur explodierende Blutpäckchen. Der Postal Dude drückt ab und ein kleiner roter Fleck, wie beim Paintball, erscheint auf der Brust der Getroffenen und sie sinken zu Boden.
Und wie stehs mit Sex? Auch Mangelware - taugt nur nur zu ein paar uralten Witzchen über die fette Ehefrau und eine Szene mit blanken Busen.

Überhaupt fragte ich mich dauernd, wo Boll die 15 Mio. US-Dollar Budget verbraten hat, denn der Film wirkt zu grossen Teilen unglaublich billig - wie eine Amateurproduktion.
Und weil er keine vernünftige Story hat, sondern sich nur zäh von einer "witzigen Szene" zur nächsten quält macht sich schnell Langeweile breit.
Und letzteres ist dann auch das KO-Kriterium. Denn ob freiwillig oder unfreiwillig komisch - als Zuschauer möchte ich unterhalten werden und nicht alle 10 Minuten auf die Uhr schauen.

Loben möchte ich Zack Ward als Postal Dude, der hier viel besser rüberkommt als noch in Bloodrayne II. Ralf Moeller möchte ich allenfalls als Beispiel für eine lieblose Synchronisation heranziehen, wenn er im englischen Original als Gag statt "Glasses = Brille" wohl "Glas" sagt und von seinem Partner korrigiert wird. Übrig bleibt in der deutschen Synchro nur "Sieh doch mal nach ihrem Glas." - "Glas? Du meinst Brille." Konnte man sich da nicht einen alternativen Gag überlegen, der auch auf Deutsch Sinn ergibt?

Fazit: Mit seiner Einstellung "Scheiss auf Political Correctness" und einer klaren Ausrichtung auf eine erwachsene Zielgruppe hätte Postal ein echtes Highlight aus perversen Gags, Sex und vor allem jeder Menge Splatter werden können. Das Budget war auf jeden Fall vorhanden. Doch leider liefert Uwe Boll einen braven "Skandalfilm" ab, der zu wenig gute Gags und zuviel langweiliges Blabla enthält.
Somit auch als Partyfilm in der bierseligen Runde nur bedingt zu empfehlen.

Screenshots: Die Anfangsszene gehört noch mit zu den besten Gags im Film.


Der Postal Dude (Zack Ward) und sein Onkel Dave (David Foley) mischen den Themenpark "Little Germany" auf.


Gut dass sie dabei von den Anhängerinnen der Sekte des Onkels unterstützt werden.


angeschaut am: 23.10.2007
Normale Wertung: 2 von 10 Punkten

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